Das Asperger-Syndrom
Das Asperger-Syndrom hat den Diagnoseschlüssel F84.5 (ICD 10) bzw. 299.80 (DSM IV) und gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die ihren Beginn in der frühen Kindheit haben. Der Name geht auf den Wiener Arzt Hans Asperger zurück, der das Syndrom 1944 erstmals beschrieb. Vom Asperger-Syndrom betroffene Menschen weisen in der Regel folgende Merkmale auf:
- Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion
- Vorlieben für Routinen und Rituale
- Außergewöhnliche Interessen und Begabungen
- Besondere Neigung eher Details wahrzunehmen
- Sehr gutes Erinnerungsvermögen (situationsabhängig)
- Non-verbale und oft auch verbale Verhaltensprobleme
- Evtl. steife Motorik und Ungeschicklichkeit
- Sensorische Über- oder /und Untersensibilität (je nach Sinneskanal)
- Ausgeprägtes Alleinsein und mangelnde Teamfähigkeit
- Schwierigkeiten mit Veränderungen
- Probleme mit Multitasking, Tagesplanung u.ä.
Neben diesen charakteristischen Merkmalen ist es wichtig zu erwähnen, dass Menschen mit Asperger-Syndrom über eine Reihe besonderer Kompetenzen verfügen. Sie haben gute sprachliche Fähigkeiten und zeigen sehr gute bis herausragende Leistungen in Bereichen, die logisches oder visuelles Denken erfordern. Die außergewöhnlichen, eingegrenzten Interessen sind ebenso ein charakteristisches Merkmal, wie der starke Drang, Details zu analysieren und systematische Regeln und Muster zu erkennen. Die damit verbundenen Neigungen und Begabungen sowie die guten sprachlichen Fähigkeiten machen es für einige Betroffene möglich, bestimmte Merkmale zu kompensieren und damit für Außenstehende "normal" zu erscheinen. Sie können dann ein relativ normales Leben führen. Die meisten Menschen mit Asperger-Syndrom sind jedoch nicht in der Lage ihre Kompetenzen so einzusetzen, um aktiv am Leben in der Gesellschaft teilzunehmen. Es gelingt ihnen nicht, soziales Zusammenleben intuitiv zu verstehen.
Da es ihnen schwer fällt, die vielen Nuancen in der zwischenmenschlichen Kommunikation (Gestik, Mimik, Ironie, Sarkasmus u.a.) zu entschlüsseln, gibt es trotz der verbalen Fähigkeiten große Schwierigkeiten im Bereich der Kommunikation. Sie erleben sich selbst als abweichend von ihren Mitmenschen und haben große Anpassungsprobleme in Familie, Schule, Ausbildung, Studium oder Beruf. Menschen mit Asperger-Syndrom, die ohne Hilfe und Verständnis bleiben, erkranken oft an psychischen Störungen wie Depression und sozialer Phobie.
Während das Asperger-Syndrom in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu den geläufigen Differenzialdiagnosen zählt, widmet man diesem Krankheitsbild in der Erwachsenenpsychiatrie erst in jüngster Zeit besondere Aufmerksamkeit.
Der Begriff High-Functioning-Autismus beschreibt Menschen mit Autismus, die als Kinder typische Symptome des frühkindlichen Autismus aufwiesen, sich aber im Verlauf immer mehr in Richtung eines Asperger-Syndroms entwickelten. Auch wenn auf dieser Seite ausschließlich der Begriff Asperger-Syndrom verwandt wird, richten sich alle Informationen und Angebote auch an Erwachsene mit der Diagnose High-Functioning-Autismus.